1Auf meine Warte will ich treten, auf meinen Wachtturm mich stellen; ich will spähen und sehen, was er mir sagt und was er erwidert auf meinen Vorwurf! 2Der Herr gab mir Antwort und sprach: "Schreibe die Offenbarung nieder und grabe sie auf Tafeln ein, damit man sie geläufig lesen kann! 3Denn die Offenbarung setzt noch eine Frist voraus; doch drängt sie dem Ende zu und trügt nicht. Wenn sie sich verzögert, so harre auf sie; ja, gewiß trifft sie ein und bleibt nicht aus! 4Siehe, das Leben des Frevlers verläuft nicht ununterbrochen; der Gerechte aber bleibt durch seine Treue am Leben. 5Nun gar, wer hemmungslos Besitztümer raubt, der übermütige Mensch, der nie genug hat, der wie die Unterwelt den Rachen aufsperrt und unersättlich ist wie der Tod! Er rafft alle Völker an sich und vereint um sich alle Nationen." 6Werden nicht diese alle über ihn ein Spottlied singen, Schmähgedichte und Frageverse auf ihn, indem sie sprechen: Weh dem, der fremdes Eigentum aufhäuft - wie lange noch? - und sich mit Pfandschulden schwer belastet! 7Werden nicht plötzlich deine Gläubiger aufstehen und deine Bedränger erwachen? Dann wirst du ihnen zum Raube. 8Weil du selbst viele Völker geplündert hast, plündern dich alle übrigen Völker wegen der Blutschuld an den Menschen und wegen der Gewalttat am Lande, an der Stadt und an all ihren Bewohnern. 9Weh dem, der unrechtem Gewinn nachjagt - ein Unglück für sein Haus! -, um in der Höhe sein Nest zu bauen, um dem Unglück zu entrinnen! 10Schande für dein eigenes Haus bringt dein Entschluß, viele Völker auszurotten, und du verspielst dein Leben. 11Denn der Stein aus der Mauer schreit auf, und vom Gebälk gibt der Sparren ihm Antwort. 12Weh dem, der die Stadt erbaut mit Blut und die Festung gründet auf Unrecht! 13Stammt nicht vom Herrn der Heerscharen dieser Spruch: Völker mühen sich ab fürs Feuer, und Nationen plagen sich für ein Nichts! 14Ja, erfüllt wird das Land mit Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn, wie die Wasser das Meer bedecken. 15Weh dem, der anderen zu trinken gibt aus der Schale seines Zornes, ja sie berauscht, um ihre Blöße zu schauen! 16Du sättigst dich an Schmach statt an Ehre. So trinke auch du und taumle! An dich kommt der Becher in der Rechten des Herrn und Schmach über deine Ehre. 17Denn der Frevel am Libanon lastet auf dir, und die Mißhandlung der Tiere setzt dich in Schrecken, wegen der Blutschuld an den Menschen und wegen der Gewalttat am Lande, an der Stadt und an all ihren Bewohnern. 18Was nützt denn ein Schnitzbild, daß sein Meister es schnitzt, ein Gußbild und Lügenverkünder, daß sein Meister darauf vertraut und stumme Götzen verfertigt? 19Weh dem, der zum Holze spricht: "Wach auf!", zum schweigenden Stein: "Erwache!" - Der soll Belehrung geben? - Wohl ist er in Gold und Silber gefaßt, doch keinerlei Geist ist in ihm. 20Aber der Herr thront in seinem heiligen Tempel; sei still vor ihm, alle Welt!