1Denn da das Gesetz nur ein Schattenbild der zukünftigen Güter, nicht die wahre Gestalt der Dinge darstellt, so kann es auch durch die Opfer, welche alle Jahre die nämlichen sind, und die man unaufhörlich darbringt, die Opfernden nimmermehr vollkommen beruhigen. 2Würden sonst die Opfer nicht aufgeört haben, wenn die Opfernden ein für allemal gereinigt, keine Gewissens-Unruhe der Sünde wegen mehr gehabt hätten? 3Aber gerade wird durch jene Opfer das Andenken an die Sünde jährlich erneuert; 4denn unmöglich kann Blut von Stieren und Widdern Sünden tilgen. 5Deßwegen sagt er bei seinem Eintritt in die Welt: Opfer und Gaben verlangst du nicht; mir aber hast du einen Leib bereitet; 6Brandopfer für die Sündeund Sündopfer, nach dem Griechischen. gefallen dir nicht; 7darum sprach ich: Siehe, ich komme (im Gesetzbuch steht von mir geschrieben) zu thun. o Gott! deinen Willen! 8Nachdem er zuerst gesagt hat: Opfer und Gaben, Brandopfer für die Sünde willst du nicht, sie gefallen dir nicht (welche doch dem Gesetze gemäß dargebracht wurden), 9so sagt er: Siehe! ich komme, o Gott! deinen Willen zu thun. Er hebt das Erstere auf, um das Zweite festzusetzen. 10Nach diesem Willen sind wir durch die Aufopferung des Leibes Jesu Christi ein für allemal gereinigt. 11Ferner mußte jeder Priester stehend seinen täglichen Dienst verrichten, und wiederholt die nämlichen Opfer darbringen, welche nimmermehr die Sünden tilgen können: 12er aber, nachdem er ein einziges Sündopfer gebracht, sitzet auf ewig zur Rechten Gottes, 13und erwartet hinfort, bis seine Feinde zum Schemel ihm zu Füßen gelegt werden. 14Denn mit Einem Opfer hat er die Geheiligten auf ewig vollendet. 15Dieß bezeuget uns auch der heilige Geist. Denn nachdem er zuvor gesagt hatte: 16Dieß ist der Bund, den ich einst mit ihnen machen werde, sagt der Herr: Meine Gesetze will ich einprägen ihren Herzen; in ihren Sinn will ich sie schreiben, 17und nicht mehr gedenken will ich ihrer Sünden und Uebertretungen. 18Wo aber diese vergeben sind, da braucht es keines Opfers mehr für die Sünden. 19Weil wir denn, Brüder! durch das Blut Jesu das frohe Recht zum Eingang in das Allerheiligste haben, 20auf einem neuen und lebendigen Wege, welchen er uns durch den Vorhang, das ist durch seinen Leib eingeweiht hat; 21und weil wir einen so erhabenen Priester über das Haus Gottes haben, 22so lasset uns hinzutreten mit aufrichtigem Herzen und vollem Glauben, wie besprengte am Herzen, befreit vom bösen Gewissen, und am Leibe gewaschen mitreinem Wasser; 23und lasset uns unverrückt festhalten das Bekenntniß der Hoffnung; (denn treu ist der, welcher die Verheißung gegeben,) 24und aufmerksam seyn, um uns einander zur Liebe und zu guten Werken zu ermuntern. 25Nicht veräumen wollen wir unsere Zusammenkünfte, wie Manche die Gewohnheit haben, sondern uns ermahnen, und dieß um so mehr, je näher ihr jenen Tag heranrücken sehet. 26Denn sündigen wir vorsätzlich, nachdem wir zur Erkenntniß der Wahrheit gelangt, so ist kein Opfer mehr übrig für die Sünden, 27unserer wartet vielmehr ein schreckliches Gericht, ein Feuereifer, der die Widerspenstigen verzehren wird. 28Schon wer das Gesetz Moses übertrat, der mußte ohne Gnade auf die Aussage zweier oder dreier Zeugen sterben. 29Wie viel härtere Strafen, bedenkt es selbst, wird der verdienen, welcher den Sohn Gottes mit Füßen tritt, und das Blut des Bundes, wodurch er geheiligt, unrein achtet, und den Geist der Gnade beschimpft? 30Wir kennen ja den, welcher sagt: Mein ist das Strafrecht, ich will vergelten, spricht der Herr! und wieder: Der Herr wird sein Volk richten. 31Schrecklich ist's, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen. 32Denket aber an die erste Zeit eurer Erleuchtung, wo ihr einen so schweren Kampf der Leiden kämpftet, 33indem ihr einerseits unter Schmach und Bedrückungen zur Schau gestellt, Anderseits Antheil nahmet, wenn andere ebenso behandelt wurden. 34Denn ihr hattet Mitleiden mit den Verhafteten und ertruget frohen Muthes den Raub eurer Güter, weil ihr wußtet, daß ihr eine bessere und bleibende Habefür euch im Himmel, setzt das Griechische zu. besitzet. 35Lasset daher euer Vertrauen nicht fahren, dem eine große Belohnung bevorsteht. 36Den Geduld ist euch unentbehrlich, um den Willen Gottes zu erfüllen und das Verheißene zu erlangen. 37Und es ist nur noch eine ganz kurze Zeit, so wird der kommen, welcher kommen soll und nicht verziehen. 38Mein Gerechter lebt durch den Glauben, aber wenn er abläßt, so wird meine Seele keinen Gefallen an ihm haben. 39Wir aber gehören nicht zu denen, die zu ihrem Verderben kleinmüthig werden, sondern zu denen, welche durch Glauben ihre Seele retten.