1DIE Hungersnot aber lastete schwer auf dem Lande. 2Als sie nun das Korn, das sie aus Ägypten gebracht, aufgegessen hatten, sprach ihr Vater zu ihnen: Zieht wieder hin und kauft uns ein wenig Speise. 3Da erwiderte ihm Juda: Der Mann hat uns nachdrücklich eingeschärft: "Ihr dürft mir nicht mehr unter die Augen treten, wenn euer jüngster Bruder nicht bei euch ist." (a) 1Mo 42:20 4Willst du also unsern Bruder mit uns gehen lassen, so wollen wir hinabziehen und dir zu essen kaufen. 5Willst du ihn aber nicht mitgehen lassen, so ziehen wir nicht hinab; denn der Mann hat zu uns gesagt: "Ihr dürft mir nicht mehr unter die Augen treten, wenn euer Bruder nicht bei euch ist." 6Israel sprach: Warum habt ihr mir das zuleide getan und dem Mann gesagt, dass ihr noch einen Bruder habt? 7Sie antworteten: Der Mann hat so genau nach uns und unsrer Verwandtschaft geforscht und uns gefragt: "Lebt euer Vater noch? Habt ihr noch einen Bruder?" Da sagten wir es ihm, wie die Dinge stehen. Konnten wir den wissen, dass er sagen würde: "Bringt euren Bruder her!" 8Dann sprach Juda zu seinem Vater Israel: Gib mir den Knaben mit, so wollen wir uns aufmachen und hinziehen, damit wir zu leben haben und nicht sterben, wir und du und unsre Kindlein. 9Ich will Bürge für ihn sein, von meiner Hand sollst du ihn fordern; wenn ich ihn dir nicht wieder bringe und vor Augen stelle, so will ich vor dir mein Leben lang die Schuld tragen. 10Fürwahr, wenn wir nicht gezögert hätten, so wären wir jetzt schon zweimal wieder zurück. 11Da sprach ihr Vater Israel zu ihnen: Muss es denn sein, so tut dies: nehmt von den besten Früchten des Landes in eure Säcke und bringt es dem Manne als Geschenk, ein wenig Balsam und ein wenig Honig, Gummi und Harz und Pistaziennüsse und Mandeln. 12Und nehmt den doppelten Betrag an Geld mit euch: das Geld, das wieder oben in eure Säcke gelegt worden ist, müsst ihr auch mit zurücknehmen; vielleicht ist da ein Irrtum geschehen. 13Dazu nehmt euren Bruder, macht euch auf und geht wieder zu dem Manne. 14Der allmächtige Gott lasse euch Barmherzigkeit finden vor dem Manne, dass er euren andern Bruder mit euch ziehen lasse und den Benjamin! Ich aber, wie ich nun einmal verwaist bin, so bin ich, ach, verwaist! 15Da nahmen die Männer das Geschenk, auch den doppelten Betrag an Geld nahmen sie mit sich, dazu Benjamin, machten sich auf, zogen hinab nach Ägypten und traten vor Joseph. 16Als Joseph den Benjamin bei ihnen sah, sprach er zu seinem Hausverwalter: Führe diese Männer ins Haus hinein, schlachte und richte zu, denn sie sollen mit mir zu Mittag essen. 17Der Mann tat, wie Joseph befohlen hatte, und führte die Männer in Josephs Haus. 18Sie aber fürchteten sich, weil sie in Josephs Haus geführt wurden, und sprachen: Wir werden hier hereingeführt um des Geldes willen, welches das erste Mal wieder in unsre Säcke gekommen ist: man will auf uns eindringen und über uns herfallen und uns zu Sklaven machen und uns die Esel wegnehmen. 19Darum traten sie zu dem Manne, der über Josephs Haus gesetzt war, und redeten mit ihm an der Pforte 20und sprachen: Lieber Herr, wir sind schon einmal herabgekommen, um Speise zu kaufen. 21Als wir nun in die Herberge kamen und unsre Säcke aufmachten, siehe, da lag eines jeden Geld oben in seinem Sacke, unser Geld nach seinem vollen Gewichte; das haben wir nun wieder mitgebracht. 22Wir haben aber auch noch andres Geld bei uns, um Speise zu kaufen. Wir wissen nicht, wer unser Geld in unsre Säcke gelegt hat. 23Er aber sprach: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Euer Gott und eures Vaters Gott hat euch einen Schatz in die Säcke getan; euer Geld ist mir zugekommen. Und er brachte den Simeon zu ihnen heraus. (a) 1Mo 42:24 24Dann führte er die Männer in Josephs Haus, reichte ihnen Wasser, ihre Füsse zu waschen, und gab ihren Eseln Futter. 25Sie aber machten das Geschenk bereit, bis Joseph am Mittag käme; denn sie hatten gehört, dass sie dort essen sollten. 26Als Joseph nun nach Hause kam, brachten sie ihm das Geschenk, das sie bei sich hatten, hinein und warfen sich vor ihm zur Erde nieder. 27Er aber begrüsste sie und sprach: Geht es eurem alten Vater wohl, von dem ihr erzählt habt? Ist er noch am Leben? 28Sie antworteten: Es geht deinem Knechte, unserm Vater, wohl; er ist noch am Leben. Und sie verneigten sich und warfen sich nieder. (a) 1Mo 37:7 29Und als er seine Augen erhob und seinen Bruder Benjamin, den Sohn seiner Mutter, sah, sprach er: Ist das euer jüngster Bruder, von dem ihr mir erzählt habt? Darnach sprach er: Gott sei dir gnädig, mein Sohn! 30Dann aber ging Joseph schnell in seine Kammer - denn sein Herz war tief bewegt beim Anblick seines Bruders, und das Weinen kam ihn an -, und er weinte daselbst. 31Und als er sein Angesicht gewaschen hatte, kam er wieder heraus und nahm sich zusammen und sprach: Tragt das Essen auf! 32Und man trug ihm besonders auf und ihnen besonders, und ebenso den Ägyptern, die mit ihm assen. Denn die Ägypter dürfen nicht mit den Hebräern essen; das ist den Ägyptern ein Greuel. 33Man setzte sie aber ihm gegenüber, vom Erstgebornen bis zum Jüngsten, genau nach dem Alter; darob sahen sich die Männer verwundert an. 34Und er liess ihnen Gerichte auftragen von seinem Tische; dem Benjamin aber wurde fünfmal mehr aufgetragen als den andern. Und sie tranken mit ihm und wurden guter Dinge.