1ACH, wie sitzt so einsam die Stadt, einst reich an Volk! / wie ist sie zur Witwe geworden, die gross war unter den Völkern! / Die da Fürstin war unter den Städten, ist dienstbar geworden. / (a) Jer 51:5 2Sie weint und weint durch die Nacht, Tränen auf der Wange; / keiner ist da, der sie tröste, von all ihren Liebhabern, / all ihre Freunde sind untreu, sind ihr zu Feinden geworden. / 3Fort aus der Heimat ist Juda vor Elend und harter Knechtschaft; / nun weilt es unter den Heiden, findet keine Ruhstatt. / Alle seine Verfolger holen es ein inmitten der Bedrängnis. / 4Die Wege nach Zion trauern, niemand pilgert zum Feste. / All ihre Tore sind verödet, ihre Priester seufzen, / ihre Jungfrauen sind verhärmt, sie selbst hat bitteres Weh. / 5Ihre Bedränger sind obenauf, ihren Feinden geht es wohl; / denn der Herr hat ihr Trübsal gesandt um all ihrer Sünden willen. / Gefangen sind ihre Kindlein, von dannen gezogen vor dem Bedränger her. / 6Entschwunden ist der Tochter Zion all ihre Herrlichkeit; / ihre Fürsten wurden gleich Hirschen, die keine Weide finden; / sie zogen kraftlos dahin vor dem Verfolger. / 7Jerusalem gedenkt der Tage ihres Elends und ihrer Irrsal, / all ihrer Kostbarkeiten, die sie einstmals besass, / da ihr Volk in Feindeshand fiel, keiner ihr half. / Ihre Feinde schauten sie, lachten ob ihrer Vernichtung. / 8Schwer hat Jerusalem gesündigt, drum ist sie zum Abscheu geworden; / die sie in Ehren hielten, verachten sie, weil sie ihre Blösse gesehen. / Auch sie selber seufzt und wendet sich ab. / 9Besudelt ist ihre Schleppe, sie hat nicht das Ende bedacht. / So ist sie gar tief gefallen; niemand ist, der sie tröste. / "Ach, Herr, siehe an mein Elend, denn gross tut der Feind!" / 10Der Feind hat seine Hand ausgestreckt nach allem, was sie Köstliches hatte; / denn sie hat sehen müssen, wie Heiden in ihr Heiligtum drangen, / denen du doch verboten, in deine Gemeinde zu kommen. / (a) Jer 52:17-23 11All ihre Bewohner seufzen, suchen nach Brot; / was einer Köstliches hat, / das gibt er um Speise, das Leben zu fristen. / "Sieh doch, o Herr, und schaue, wie verachtet ich bin!" / (a) Kla 4:9; Jer 52:6 12"Kommt, ihr alle, die ihr vorübergeht, schauet und seht, / ob ein Schmerz sei wie der Schmerz, der mir angetan worden, / mit dem der Herr mich geschlagen am Tage seines glühenden Zorns. / 13Aus der Höhe hat er Feuer / in meine Gebeine gesandt, mich gezüchtigt, / meinen Füssen hat er ein Netz gespannt, mich zurückgerissen; / er hat mich verstört, mich krank gemacht allezeit. / 14Er hat gewacht über meine Sünden, sie schlangen sich um meine Hände; / sie lasten als Joch auf meinem Nacken, haben meine Kraft gebrochen. / Der Herr hat mich in die Hand derer gegeben, denen ich nicht widerstehen konnte. / 15Alle Helden in meinem Bereich hat der Herr verworfen, / hat ein Fest wider mich ausgerufen, meine Jungmannschaft zu zerschmettern. / Die Kelter hat der Herr getreten der Jungfrau, der Tochter Juda. / (a) Jes 63:3 16Darob weine ich, mein Auge zerfliesst in Tränen; / denn fern von mir ist der Tröster, der mich erquicken könnte. / Meine Kinder sind verstört; denn der Feind ist übermächtig." / 17Zion streckt ihre Hände aus, doch niemand ist, der sie tröste. / Der Herr hat wider Jakob entboten die Feinde ringsumher; / Jerusalem ist unter ihnen zum Abscheu geworden. / 18"Der Herr allein ist im Recht; denn seinem Worte habe ich getrotzt. / Hört doch, ihr Völker alle, schaut an meinen Schmerz! / Meine Jungfrauen und Jünglinge sind gefangen von dannen gezogen. / 19Ich rief meinen Liebhabern, doch sie betrogen mich; / meine Priester und Ältesten sind in der Stadt verschmachtet: / sie suchten sich Speise und fanden keine. / (a) Jer 30:14 20O Herr, sieh doch, mir ist so bange, es glüht mir in der Brust; / mein Herz kehrt sich um in mir, weil ich so trotzig war. / Draussen hat mir das Schwert die Kinder geraubt und drinnen die Seuche. / 21Höre doch, wie ich seufze, ohne dass einer mich tröstet! / All meine Feinde kennen mein Unglück, sie freuen sich, dass du es getan, / dass du den Tag herbeigeführt, den du ausgerufen um all meiner Sünden willen. / 22All ihre Bosheit komme vor dein Angesicht! Sie mögen mir gleich werden! / Wie du mir getan hast, so tue auch ihnen! / Denn meiner Seufzer sind viel, und mein Herz ist krank." (a) Jer 8:18