1WEHE mir, denn es geht mir wie nach dem Einsammeln des Obstes, wie nach der Nachlese im Weinberg: keine Traube mehr zum Essen, keine Feige, nach der mein Herz verlangt. 2Verschwunden sind die Frommen im Lande, kein Redlicher ist mehr unter den Menschen. Sie lauern alle auf Blut und stellen einer dem andern das Netz. (a) Ps 12:2; Jes 57:1 3Ihre Hände verstehen es trefflich, Böses zu tun; der Obere fordert, und der Richter ist feil; der Mächtige entscheidet nach seinem Belieben, und das Recht, das verdrehen sie. (a) Mi 3:11 4Der Beste unter ihnen ist wie ein Stechdorn, und der Redlichste von ihnen ist wie eine Dornhecke. Der Tag deiner Späher, deine Heimsuchung, ist gekommen; nun hebt die Bestürzung an. 5Vertraue keiner dem Nächsten! verlasse sich keiner auf den Freund! verwahre die Pforte deines Mundes vor dem Weibe an deiner Brust! (a) Jer 9:4 6Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter erhebt sich wider die Mutter, die Sohnsfrau wider die Schwieger; des Menschen Feinde sind die eignen Hausgenossen. (a) Mt 10:35 36 7ICH aber will ausschauen nach dem Herrn, will harren auf den Gott meines Heils! Er wird mich erhören, mein Gott. 8Freue dich nicht über mich, meine Feindin! Wenn ich gefallen bin, stehe ich wieder auf; wenn ich in Finsternis sitze, ist der Herr mein Licht. 9Ich will den Grimm des Herrn tragen - denn ich habe wider ihn gesündigt -, bis er sich meiner Sache annimmt und mir Recht schafft, mich an das Licht herausführt, dass ich seine Gerechtigkeit schaue. 10Meine Feindin aber soll es sehen, und Beschämung soll über sie kommen, die zu mir sagt: Wo ist der Herr, dein Gott? Meine Augen werden sich an ihr weiden; nun wird sie zertreten werden wie Kot auf der Gasse. (a) Ps 42:4 11; Joe 2:17 11Es kommt ein Tag, da werden meine Mauern wieder aufgebaut; es kommt ein Tag, da wird meine Grenze in die Ferne gerückt. (a) Am 9:11 12Es kommt ein Tag, da werden sie zu mir wallen von Assur bis Ägypten und von Ägypten bis zum (Euphrat-)Strom, von einem Meere zum andern und von einem Gebirge zum andern. (a) Jes 19:23 13Aber die Erde wird zur Wüste werden um ihrer Bewohner willen, zur Strafe für ihre Taten. 14Weide dein Volk mit deinem Stabe, die Herde deines Eigentums, die einsam die Wildnis bewohnt inmitten des Fruchtlandes, lass sie wieder in Basan und Gilead weiden wie in den Tagen der Vorzeit. (a) 4Mo 23:9; Jer 50:19 15Wie zur Zeit, da du aus Ägypten auszogst, lass uns wieder Wunder schauen! 16Die Völker werden es sehen und zuschanden werden an all ihrer Macht; sie werden die Hand auf den Mund legen, und ihre Ohren werden taub sein. 17Sie werden Staub lecken wie die Schlange, wie das Gewürm der Erde. Zitternd werden sie hervorkommen aus ihren Burgen; dem Herrn, unsrem Gott, werden sie bebend sich nahen und sich vor dir fürchten. (a) Ps 18:46; 72:9; Jes 49:23 18Wer ist ein Gott wie du, der die Schuld verzeiht und die Sünde vergibt dem Rest seines Eigentums, der seinen Zorn nicht ewig festhält, sondern Freude daran hat, gnädig zu sein? (a) Ps 103:3 8-10; Jes 57:16 19Er wird sich wiederum unser erbarmen, unsre Schuld unter die Füsse treten. Du wirst all unsre Sünden in die Tiefe des Meeres versenken. 20Du wirst Jakob Treue erweisen und Abraham Güte, wie du unsern Vätern geschworen hast in den Tagen der Vorzeit.